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Die Arbeitsprobe als Prüfungsinstrument

Angehende Brauer und Mälzer werden mit diesem Prüfungsinstrument geprüft. Mediengestalterinnen, Instrumentenbauer, Dachdeckerinnen und Bergbautechnologen. In diesen und vielen weiteren Berufen wird die Arbeitsprobe in Prüfungen genutzt, um zu beurteilen, wie der Prüfling bei der Durchführung einer einzelnen berufstypischen Tätigkeit vorgeht. Wie die Arbeitsprobe in der Praxis durchgeführt wird, haben wir zwei Prüfer aus zwei unterschiedlichen Berufen gefragt.

Junge Frau steht an einer Kamera, eine andere Frau steht daneben und schaut zu ihr

Was ist die Arbeitsprobe?

Beim Prüfungsinstrument „Arbeitsprobe“ führt der Prüfling eine einzelne Tätigkeit durch, die für seinen Beruf typisch ist. Dies kann zum Beispiel eine Dienstleistung sein, eine Instandsetzung oder Instandhaltung. Der PrüfungsausschussDie zuständigen Stellen errichten Prüfungsausschüsse, für die Abnahme von Zwischen- und Abschlussprüfungen bzw. Gesellenprüfungen in den anerkannten Ausbildungsberufen.Der Prüfungsausschuss besteht aus mindestens drei Mitgliedern: einer gleichen Anzahl von Vertretern/Vertreterinnen von Seiten der…mehr ist bei der Durchführung der Arbeitsprobe anwesend und bewertet anschließend die Arbeits- und Vorgehensweise des Prüflings. Auch das Ergebnis kann in die Bewertung einfließen. Soweit steht es in der HauptausschussempfehlungDer Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung hat die Möglichkeit, gemäß § 92 Abs. 1 Nr. 4 BBiG Empfehlungen zur einheitlichen Anwendung des Berufsbildungsgesetzes auszusprechen. Die Empfehlungen gemäß dieser Norm sind für die Praxis der Berufsbildung gedacht und sollen eine…mehr 158 des BIBB. 

Und wie sieht die Arbeitsprobe in der Prüfung praktisch aus? Wir haben mit zwei erfahrenen Prüfern aus verschiedenen Berufen gesprochen, in denen die Arbeitsprobe in Prüfungen eingesetzt wird. Anhand der Berufe Brauer/-in und Mälzer/-in sowie Mediengestalter/-in Bild und Ton wird deutlich, wie unterschiedlich die Arbeitsprobe inhaltlich und organisatorisch ausgestaltet sein kann. Auch wenn die Zielsetzung sehr ähnlich ist: Es sollen berufliche Fertigkeiten und Fähigkeiten unter realitätsnahen Bedingungen geprüft werden.

Zwei Personen stehen in einer Werkstatt
Arbeitsprobe im Beruf Dachdecker/-in

Um welche Kompetenzen geht es? 

Der Prüfungsausschuss beobachtet die Arbeitsweise des Prüflings, während dieser die Arbeitsprobe durchführt. Dabei achtet er darauf, ob der Prüfling die PrüfungsanforderungenDie Prüfungsanforderungen der Aus- und Fortbildungsordnungen der verschiedenen Berufe legen fest, welche Inhalte und wie viel Zeit für die Prüfung zur Verfügung stehen sollen. Außerdem wird die Gewichtung der einzelnen Prüfungsbereiche festgelegt. Siehe auch Empfehlung zur Struktur und…mehr nachweist, die in der AusbildungsordnungAusbildungsordnungen sind Vorschriften, die die Ziele, Inhalte und Prüfungsanforderungen für die Ausbildung in Betrieben festlegen. Diese werden von den zuständigen Bundesministerien im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch Rechtsverordnungen erlassen, die…mehr des jeweiligen Berufs und/oder in der PrüfungsordnungDie zuständige Stelle muss für die Abschluss- bzw. Gesellenprüfung eine Prüfungsordnung erlassen. Diese muss festlegen, wer zur Prüfung zugelassen wird, wie die Prüfung strukturiert ist, nach welchen Kriterien bewertet wird, wie die Prüfungszeugnisse vergeben werden, welche Konsequenzen Verstöße…mehr der zuständigen Stelle vorgegeben sind: Nach einem einleitenden Passus: 
„Im Prüfungsbereich … hat der Prüfling nachzuweisen, dass er in der Lage ist …“
folgt die Aufzählung der zu zeigenden Kompetenzen, wie etwa:

  • Verfahrensschritte oder Arbeitsabläufe planen
  • Produkte, Materialien, Betriebsmittel auswählen
  • Geräte/Maschinen bedienen
  • Produktionsabläufe kontrollieren
  • Sicherheits- und/oder Hygienemaßnahmen beachten

Wo wird die Arbeitsprobe durchgeführt?

Dass die Arbeitsprobe unter möglichst realistischen Bedingungen durchgeführt wird, spielt für die Auswahl des Durchführungsorts eine große Rolle. Dem Prüfling müssen alle Materialien, Werkzeuge und Unterlagen zur Verfügung stehen, die er für die Aufgabe braucht.

Portraitbild

„Bei uns finden die Prüfungen in der Lehr- und Versuchsbrauerei bzw. im Technikum der Berufsschule statt“, sagt Prüfungsausschussmitglied Peter Winter, der den Ausbildungsbereich in einer großen Münchener Brauerei leitet. So hätten alle Prüflinge die gleichen Voraussetzungen, weil sie die Örtlichkeiten und vorhandenen Gerätschaften kennen. „Prinzipiell könnten die Prüfungen auch in Brauereien stattfinden - bei unseren Prüflingszahlen ist dies allerdings parallel zum Brau-Prozess schwierig zu organisieren.“ 

Arbeitsprobe per Simulationsprogramm

Um reale Produktionsprozesse nicht zu gefährden, können im Prüfungsbereich „Brauprozesse“ Arbeitsproben auch digital – mit Hilfe eines Simulationsprogramms – durchgeführt werden. Der Prüfling muss vor der Prüfung ausreichend Zeit erhalten, um sich mit dem Programm vertraut zu machen.

„Über Simulationen kann der Brauprozess von der Malzannahme bis zum fast fertigen Bier nachgestellt werden. Es kann in die Programmmatrix eingegriffen und auch programmiert werden. Darüber hinaus können die Prüfenden oder Lehrenden Fehler in den Brauprozess einbauen, auf die die Prüflinge in der Prüfungssituation reagieren müssen.“ (Siehe: Das Prüfungswesen in der digitalen Transformation, Bonn 2023)

Portraitbild Helge Berlitz-Olle

Helge Berlitz-Olle ist Prüfer im Beruf Mediengestalter/-in Bild und Ton in Hamburg: „Das Prüfungssetting wird entweder in einem Betrieb aufgebaut, in Räumlichkeiten der Handelskammer oder auch in der Berufsschule.“ Dies sei je nach Standort unterschiedlich. Auf jeden Fall müsse das Equipment zur Verfügung stehen, das der Prüfling für seine Arbeitsprobe benötigt. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen.

Welche Aufgaben haben die Prüfungsausschussmitglieder vor der Prüfung?

Die Mitglieder des Prüfungsausschusses achten auf die Einhaltung der Rahmenbedingungen, zu denen Zeitvorgaben, Prüfungssetting und Ausstattung mit Material gehören. Außerdem kann es zu ihren Aufgaben gehören, die Aufgabenstellung für die Arbeitsprobe vorzugeben.

Für die Arbeitsproben der Mediengestalterinnen Bild und Ton liefert die PrüfungsaufgabenBei der Abschlussprüfung bzw. der Gesellenprüfung geht es darum festzustellen, ob der Prüfling die erforderlichen Fähigkeiten für den Beruf erworben hat. Daher müssen die Prüfungsaufgaben so gestaltet sein, dass sie die erlangte berufliche Handlungsfähigkeit mit einem angemessenen Aufwand erfassen…mehr- und Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL) die Prüfungsaufgaben. „So ist es in Hamburg und in den meisten Bundesländern“, sagt Berlitz-Olle. „Bei uns gibt es immer mehrere Aufgaben je Wissensgebiet, also Schnitt, Tontechnik, Kamera und so weiter. Aus diesen wählen die Ausschüsse, die die Prüfungen organisieren, die jeweiligen Arbeitsproben aus“. Im Anschluss werden Prüfungsausschüsse zu diesen Schwerpunkten erstellt, wobei die Prüfer und Prüferinnen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite meistens auch aus dem Bereich kommen, den sie bewerten sollen. „In der ZwischenprüfungWährend der Berufsausbildung legt der / die Auszubildende eine Zwischenprüfung ab, um den Ausbildungsstand gemäß der Ausbildungsordnung festzustellen. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Ausbildungsberufe, in denen eine gestreckte Abschlussprüfung oder Gesellenprüfung durchgeführt wird. Der…mehr kann der Prüfling in Schnitt, Kamera, Tontechnik oder Studiotechnik geprüft werden. Das wird vorher gelost – das heißt, die Prüflinge wissen es vorher nicht.“ Je nach Arbeitsprobe reicht also entweder ein Rechner, an dem der Prüfling die Aufnahmen schneiden kann oder es sind aufwendigere Settings mit ein bis drei Kameras, Bildmischer und Studiotechnik erforderlich.

Die Prüfungsausschüsse der Brauer und Mälzer in München erarbeiten die Aufgabenstellung für die Arbeitsproben selbst, ebenso einen Dokumentationsbogen für die Prüfungsteile Wasseraufbereitung und Malzherstellung der gestreckten AbschlussprüfungGemäß dem Berufsbildungsgesetz müssen in anerkannten Ausbildungsberufen Abschlussprüfungen abgelegt werden.Im Regelfall schließen Ausbildungsberufe mit einer Abschlussprüfung ab. Durch die Abschlussprüfung soll am Ende der Ausbildung festgestellt werden, ob der oder die Auszubildende die…mehr Teil 1, in dem der Prüfling beispielsweise Parameter zur Wasserhärte einträgt. „Wir haben verschiedene Varianten, damit nicht jeder Prüfling die gleichen Aufgaben bekommt“, sagt Winter und räumt gleichzeitig ein: „Die Varianz ist aber auch endlich.“

Junger Mann riecht an einer Malzprobe in seiner Hand
Zu den Arbeitsproben im Prüfungsbereich Brauprozesse gehört es auch, die Qualität von Roh- und Hilfsstoffen zu beurteilen.

Wenn es in der Arbeitsprobe darum ginge, Keimproben in der Mälzerei oder frische Hefeproben zu beurteilen, sorgten die Prüfenden dafür, dass diese entsprechend vorbereitet sind. Oder es wird ein Tank benötigt, der für jeden Prüfling unterschiedlich manipuliert wird. „Diese Dinge werden im Prüfungsausschuss auf jeden Fall vorher abgestimmt: Wer bereitet was vor? Wer bringt was mit?“

Es geht los … wie wird die Arbeitsprobe praktisch durchgeführt?

Bei jeder Arbeitsprobe müssen alle Prüfungsausschussmitglieder anwesend sein, die Durchführung der Aufgabe beobachten und anschließend bewerten. Dabei kann die Arbeitsprobe in einem Prüfungsbereich auch mit anderen Prüfungsinstrumenten kombiniert sein, die die Bewertung unterstützen.

Arbeitsprobe ist häufig mit einem situativen Fachgespräch kombiniert

In unseren beiden Berufsbeispielen sind alle Arbeitsproben mit einem situativen Fachgespräch kombiniert, das während der Prüfung geführt wird. Im Prüfungsbereich „Aufbereiten von Wasser und Herstellen von Malz“ der Brauerinnen und Mälzerinnen sind zu beiden Arbeitsproben zusätzlich jeweils eine Dokumentation mit praxisbezogenen Unterlagen vorgesehen. Und die Prüflinge müssen im Vorfeld praxisbezogene Aufgaben schriftlich bearbeiten. 

„Die Prüflinge erhalten ein Wasser, zu dem sie beispielsweise die Wasserhärte bestimmen müssen“, illustriert Winter eine mögliche Arbeitsprobe zur Wasseraufbereitung. „Einige Parameter sind vorgegeben, fehlende müssen dann durch Titration bestimmt oder errechnet werden“. Diese und weitere Parameter überträgt der Prüfling auf einen Bogen und dokumentiert hiermit die Arbeitsprobe. „Wenn er anhand der Ergebnisse entscheidet, dass das Wasser zum Brauen aufbereitet werden muss, sind hierfür Methoden zu nennen.“ Auch eine solche Frage könne in der Dokumentation vorkommen und müsste vom Prüfling dort schriftlich beantwortet werden. Im situativen Fachgespräch solle er dann eher den Prozess erklären, wie die Methode der Wasseraufbereitung funktioniert, die er auswählt. Wenn sich ein Prüfling sehr schwertun sollte, ließe sich auch eine gewisse Unterstützung ins situative Fachgespräch mit einfließen. „Man kann etwa nachfragen, was das für ein Wasser sein könnte oder welche Wässer der Prüfling kennt und was diese auszeichnet.“ 

Helge Berlitz-Olle schildert das Beispiel einer Arbeitsprobe im Beruf Mediengestalter/-in Bild und Ton: „Der Prüfling hat zunächst Zeit, den Auftrag in Ruhe durchzulesen und Fragen zu stellen, um Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Während er im Anschluss die Arbeitsprobe durchführt, stellt der Prüfungsausschuss passend zu den jeweiligen Situationen Fragen, etwa, warum er eine Handlung ausführt oder welche Werkzeuge er verwendet.“ Wichtig sei, dass der Prüfling nicht aus seinem Arbeitsprozess rausgebracht wird. 

"Schön ist, dass man den Prüfling über das situative Fachgespräch auch wieder auf die richtige Schiene setzen kann“

Helge Berlitz-Olle

„Schön ist, dass man den Prüfling über das situative Fachgespräch auch wieder auf die richtige Schiene setzen kann“, sagt Berlitz-Olle. Diese Vorgehensweise ist auch in der Umsetzungshilfe „Ausbildung gestalten“ zum Beruf festgehalten: Die Prüfenden können demnach erkennbare Fehlleistungen korrigieren – unter Punktabzug. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass alle Prüfungsanforderungen innerhalb der Prüfungszeit durchlaufen werden können und keine Folgefehler das Gesamtergebnis beeinflussen.
 

Situatives Fachgespräch

Über das situative Fachgespräch können Prüfende nachvollziehen, warum und wie bestimmte Arbeitsschritte durchgeführt wurden. Über die reine Beobachtung hinaus ermöglicht es den Prüfenden, Entscheidungsprozesse, Problemlösungskompetenz und fachliches Verständnis des Prüflings besser nachzuvollziehen. Mehr zu den Fachgesprächen

Die Fragen, die den Prüflingen im situativen Fachgespräch gestellt werden, sind selten dieselben, auch wenn im Vorfeld ein paar Ideen dazu notiert werden können. „Das entscheidet der Prüfungsausschuss in der Situation“, sagt Berlitz-Olle. Denn jeder Prüfling arbeite anders, so dass situationsbedingt andere Fragen gestellt würden.

„Wir fordern den Prüfling auch dazu auf, uns zu sagen, was er gerade macht“, sagt Winter. „Je mehr er selbst erzählt und seine Arbeitsschritte erklärt, desto weniger muss der Prüfungsausschuss fragen.“

Wie kommt der Prüfungsausschuss zu seiner Bewertung?

Bei der Beobachtung der Arbeitsprobe achtet der Prüfungsausschuss auf die fachlich korrekte Ausführung der Aufgabe. Sind alle notwendigen Arbeitsschritte durchgeführt worden? Hat der Prüfling die Geräte und Werkzeuge fachgerecht bedient? 

Für die Arbeitsproben gibt es für jeden PrüfungsteilFrüher wurde die Abschluss- bzw. Gesellenprüfung in zwei Teile aufgeteilt: eine praktische Fertigkeitsprüfung und eine theoretische Kenntnisprüfung. Um die starre Trennung von Theorie und Praxis aufzulösen, wurden die Prüfungsteile A und B eingeführt, um das berufliche Qualifikationsspektrum…mehr - ob Malz, Betriebsstoffe oder Inbetriebnahme - einen Bewertungsbogen, sagt Winter. Für das situative Fachgespräch und die Dokumentation mit praxisbezogenen Unterlagen seien auf diesem Bogen eigene Abschnitte vorgesehen. Gleichzeitig zur Bepunktung der einzelnen Aspekte mache sich der Prüfungsausschuss Notizen, wie und warum er zu der jeweiligen Bewertung kommt. 

„Wenn sicherheitsrelevante Bauteile an einer Schankanlage nicht funktionsfähig sind, muss der Prüfling das erkennen können“

Peter Winter

„Wenn sicherheitsrelevante Bauteile an einer Schankanlage nicht funktionsfähig sind, muss der Prüfling das erkennen können“, nennt Winter ein Beispiel aus der Praxis. „Wenn er etwa einen defekten Druckminderer nutzen möchte, oder einen, der für CO2 nicht geeignet ist, obwohl die Prüfer nachfragen, ist das ein No-Go und wird entsprechend bewertet. Wird eine Prüfung nicht bestanden, besteht immer die Gefahr, dass sie angefochten wird.“ Dann brauche man die Dokumentation, damit die Bewertung von Seiten der Kammer nachvollzogen werden könne. 

Im Anschluss an die Prüfung bewertet der Prüfungsausschuss gemeinsam und bespricht die Ergebnisse des Prüflings. „Bei uns in München läuft das recht harmonisch“, findet Winter, der in den letzten Jahren keine wesentlichen Differenzen bei der Bewertung der Prüflinge erlebt hat. 

Während der Münchener Prüfungsausschuss den Bewertungsbogen für die Brauer und Mälzer also selbst erstellt, übernimmt dies die PAL für die Arbeitsprobe der Mediengestalter Bild und Ton in Hamburg: Hierin ist die Gewichtung je Prüfungsteil enthalten. „Pro Bewertungskriterium können zum Beispiel zehn Punkte vergeben werden, so dass man auf 100 Punkte kommt“, erklärt Berlitz-Olle. „Einige Punkte werden mehrfach gewichtet, wenn zum Beispiel eine Arbeit erbracht wird, ohne die das Ganze nicht mehr funktionieren würde. Kleinigkeiten dagegen werden nur 0,5-fach gewichtet.“ Auch im PAL-Bewertungsbogen ist ein Begründungsteil enthalten, um Notizen zu den Bepunktungen zu ergänzen.

"Bei uns gehen die Bewertungen auch schon einmal ziemlich auseinander"

Helge Berlitz-Olle

„Bei uns gehen die Bewertungen auch schon einmal ziemlich auseinander, aber man einigt sich am Ende immer“, sagt Berlitz-Olle und findet, dass es für den Prüfling ein Vorteil ist, dass seine Bewertung nicht von einem Prüfer abhängt, sondern von dreien, die sich einigen.

Arbeitsprobe versus andere praktische Prüfungsinstrumente

Im Vergleich zu anderen praktischen Prüfungsinstrumenten, wie der Arbeitsaufgabe, dem betrieblichen Auftrag oder dem PrüfungsproduktDer Prüfling bekommt die Aufgabe, ein typisches Produkt aus seinem Berufsfeld herzustellen. Beispiele für solche Prüfungsprodukte können ein Metall- oder Holzprodukt, ein Computerprogramm, ein Marketingkonzept, eine Projektdokumentation, eine technische Zeichnung oder ein Blumenstrauß sein. Es…mehr/-stück zielt die Arbeitsprobe in der Regel deutlicher auf eine einzelne Tätigkeit, einen Zwischenschritt oder Teilprozess ab. Die Arbeitsprobe soll sowohl inhaltlich als auch zeitlich weniger umfangreich als die vorgenannten praktischen PrüfungsinstrumenteUm in den Prüfungen der Berufsausbildung feststellen zu können, ob die Prüflinge die Prüfungsanforderungen erfüllen, werden für jeden Prüfungsbereich die einzusetzenden Prüfungsinstrumente festgelegt. Die Hauptausschussempfehlung 158 enthält eine Liste von Prüfungsinstrumenten, die bei der…mehr sein und in maximal 7 Stunden durchgeführt werden. In unseren Beispielberufen dauert die längste Arbeitsprobe sogar nur 60 Minuten.

Dass der Charakter der Arbeitsprobe nicht unbedingt an zeitliche Rahmenbedingungen geknüpft ist, zeigt ein Blick in die Ausbildungsordnungen und Prüfungsbestimmungen verschiedener Berufe. So haben etwa angehende Augenoptikerinnen für das Durchführen einer Arbeitsprobe fast ebenso viel Zeit wie für die Erstellung eines Prüfungsstücks. Bei Segelmacher-Prüflingen beträgt der zeitliche Unterschied zwischen der Durchführung einer Arbeitsprobe und der einer Arbeitsaufgabe auch nur eine halbe Stunde.

Helge Berlitz-Olle macht den inhaltlichen Unterschied zwischen Arbeitsprobe und Prüfungsprodukt/-stück am Beispiel des Berufs deutlich: „Beim Prüfungsstücksiehe Prüfungsproduktmehr geht es eher darum, ein langfristiges Ziel zu verfolgen und umzusetzen. Ein Stück inhaltlich, redaktionell und technisch selbst auf die Beine stellen, ohne sich professionelle Hilfe zu holen. An der Arbeitsprobe dagegen können wir erkennen, wie jemand arbeitet – also wie er seinen Arbeitsprozess organisiert. Ist er in der Lage, innerhalb einer begrenzten Zeit ein klar definiertes Ziel zu erreichen? Wir können erkennen, ob die Person den Arbeitsablauf für sich strukturieren und Schritt für Schritt umsetzen kann.“