Bei Nachhaltigkeit geht es aber um mehr als "nur" CO2-Einsparungen, oder?
Heitzhausen: Ja, die Metall- und Elektroindustrie ist von ganz zentraler Bedeutung in Sachen Innovationen. Um als Gesellschaft nachhaltiger zu werden, sind wir darauf angewiesen, dass hier Neuerungen ermöglicht werden, durch die wir Energie und Ressourcen effizienter nutzen können – etwa durch moderne Photovoltaikanlagen oder Elektromotoren.
Woran arbeiten Sie vor diesem Hintergrund im Projekt NiME?
Dück: Im Mittelpunkt steht ein Fort- und Weiterbildungskonzept mit begleitenden Materialien. Es richtet sich an AusbildungspersonalAls Ausbildungspersonal werden alle Personen bezeichnet, die direkt an der Berufsausbildung beteiligt sind. Im Betrieb umfasst dies die hauptberuflichen Ausbilder und Ausbilderinnen, die nebenberuflichen Ausbilder und Ausbilderinnen sowie die ausbildenden Fachkräfte. Weitere Informationen BIBB |…mehr, das befähigt werden soll gemeinsam mit den Auszubildenden das Thema Nachhaltigkeit anzugehen. Zunächst werden Grundlagen vermittelt: Was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Und was hat das unter anderem mit politisch-kulturellen Aspekten im Betrieb zu tun? Ziel ist, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder die Azubis animieren, einen Prozess des Erkundens, des Reflektierens und Gestaltens zu durchlaufen – und sie dabei begleiten.
Was zeichnet diesen Prozess ‚erkunden, reflektieren und gestalten‘ aus?
Dück: Man nimmt dadurch von Beginn an die Perspektive ein, dass es auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit kein Schema F gibt, sondern dass Maßnahmen individuell gestaltet werden müssen. Nachhaltigkeit gibt es nicht ohne Widersprüche. Das Thema ist nicht konfliktfrei. Es lässt sich nicht 1zu1 nach einem bestimmten Muster umsetzen. Stattdessen gibt es fast nur unperfekte Lösungen, die einen Aushandlungsprozess erforderlich machen. Gerade hier kommt auch der Aspekt politischer Bildung ins Spiel, der bei NiME sehr wichtig ist.
Inwiefern?
Dück: Es ist immer am leichtesten, wenn alle Beteiligten zu einem Vorschlag sagen: Es ist für alle ein Gewinn. Es ist aber auch lehrreich, wenn man – beim Versuch, Maßnahmen umzusetzen – spürt, dass es Widerstände gibt. Dann muss man organisiert auftreten, um verhandeln zu können. Darüber kann man vermitteln, dass ein Vorschlag – insbesondere, wenn er mit Kosten verbunden ist – auf Widerstand treffen kann. Dann muss man aber selbstbewusst und gemeinsam in die Verhandlung gehen, um Dinge einzufordern.
Und dies fördert das Demokratiebewusstsein?
Heitzhausen: Ja, dass Ausbildungspersonal und Auszubildende gemeinsam einen Betrieb verändern können, zahlt auf die politische Bildung ein. Sie merken durch die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit und das Einbringen von Ideen zur Verbesserung bestimmter Abläufe, dass sie die Möglichkeit haben mitzugestalten.