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Projekt TraNaxis: Transfer von Nachhaltigkeit in die berufliche Aus- und Weiterbildung

Nachhaltigkeitsorientierte Qualifizierung des Aus- und Weiterbildungspersonals

Jan Pranger, Claudia Müller & Jens Reißland

Für die Gestaltung einer nachhaltigkeitsorientierten Ausbildung bedarf es entsprechend qualifizierten Berufsbildungspersonals. Hier setzte das Projekt TraNaxis mit einer doppelten Multiplikatorenqualifizierung an.
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In den letzten Jahren wurden einige politische Weichen gestellt, durch die ein nachhaltigkeitsorientiertes Wirtschaften nicht mehr als "add-on", sondern als selbstverständliche und zukunftsfähige Handlungsmaxime begriffen wird. So definiert die Agenda 2030, beschlossen durch die Vereinten Nationen, 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), wobei sich mehrere Zielvorgaben direkt an Unternehmen richten. Ein weiterer wichtiger politischer Beschluss ist der europäische Green Deal, der die Zielvorgabe der Klimaneutralität der EU bis 2050 umfasst.

Neben finanziellen und infrastrukturellen Aspekten ergibt sich für Unternehmen vor dem Hintergrund dieser politischen Zielvorgaben auch eine Herausforderung hinsichtlich der nachhaltig ausgerichteten Qualifizierung ihres Personals. Für Unternehmen stellt sich die Frage: "Was müssen meine Mitarbeiter/-innen können, um an ihrem Arbeitsplatz nachhaltig zu handeln?" Betriebliche Ausbilder/-innen nutzen möglicherweise spezifische Weiterbildungsangebote, um sich auf aktuelle Herausforderungen vorzubereiten. Offen bleibt dabei allerdings, wie sich die Weiterbildner/-innen selbst zu den aktuellen Themen in der beruflichen Bildung weiterbilden. An dieser Stelle setzte das Projekt TraNaxis an.

Doppelte Multiplikatorenqualifizierung

TraNaxis steht für "Transfer von Nachhaltigkeit in die Aus- und Weiterbildungspraxis durch Multiplikatorenqualifizierung". Das Transferprojekt (Projektlaufzeit 01.11.2020 bis 31.10.2022) wurde durch die Universitäten Erfurt und Lüneburg im Verbund mit Praxispartnerinnen und -partnern umgesetzt. Die beiden Universitäten konnten dabei auf bewährte Ergebnisse und Materialien von vorherigen BBNE-Modellversuchen zur nachhaltigkeitsbezogenen Weiterbildung des betrieblichen Bildungspersonals zurückgreifen. In TraNaxis wurden ausgewählte Ergebnisse und Produkte unter einer doppelten Multiplikatorenqualifizierung zusammengefasst, welche anschließend weiträumig verbreitet und langfristig verstetigt wurde. Ziel war es, Weiterbildner/-innen und betriebliche Ausbilder/-innen im Bereich der Nachhaltigkeit zu qualifizieren. Dieses Ziel wurde bei TraNaxis in zwei Phasen (doppelte Multiplikatorenqualifizierung) verfolgt:

  • Phase 1: In dieser Phase wurden insgesamt 22 Weiterbildner/-innen in Workshops mit den bereits erprobten Bildungsinhalten und Materialien durch die universitären Projektmitarbeiter/-innen vertraut gemacht. Die Bildungsinhalte fokussierten dabei die BBNE, z.B. Merkmale eines nachhaltigen Lernortes sowie Merkmale nachhaltigkeitsorientierter Lernaufgaben. Ein weiterer Schwerpunkt der Workshops bestand darin, auf den bereits bestehenden methodisch-didaktischen Erfahrungen der Weiterbildner/-innen nachhaltigkeitsorientiert aufzubauen. So wurden u.a. Akzente hinsichtlich methodisch-didaktischer Grundlagen der beruflichen Bildung oder innovativer Lehr-Lernformate gesetzt. Die Qualifizierungsworkshops fanden in Kooperation mit den TraNaxis-Verbundpartnern statt, sodass seitdem im gesamten Bundesgebiet qualifizierte Trainer/-innen bereitstehen, die das betriebliche Berufsbildungspersonal nachhaltigkeitsorientiert weiterbilden können.
  • Phase 2: Seit März 2022 wird das betriebliche Berufsbildungspersonal (u.a. Ausbilder/-innen, Personalverantwortliche und Geschäftsführende) von den qualifizierten Weiterbildnerinnen und Weiterbildnern nachhaltigkeitsorientiert fortgebildet. Ziel ist es, das Ausbildungspersonal mit den erprobten Produkten vertraut zu machen und sie bei der Adaption der Bildungsinhalte auf ihre eigene betriebliche Ausbildungssituation zu unterstützen. Welche Themen und Inhalte letztendlich Einzug in die Weiterbildung des Berufsbildungspersonals erhalten, richtet sich nach den Bedürfnissen der jeweiligen Teilnehmenden. So soll auf die individuellen Wünsche, die sich aus persönlichen Vorerfahrungen und Qualifikationen, aber auch branchen- und betriebsspezifischen Anforderungen an eine nachhaltigkeitsorientierte Aus- und Weiterbildung ergeben, eingegangen werden. Das Projektteam der Universitäten ist in dieser Phase beratend und evaluierend tätig. Aus den Ergebnissen und Erfahrungen der Weiterbildner/-innen ist ein Weiterbildungsleitfaden entstanden, der für die Qualifizierung neuer Multiplikator/-innen dient.

TraNaxis auf einen Blick:

Ziel: Qualifizierung von Weiterbildungspersonal und betrieblichem Ausbildungspersonal im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Zielgruppe: Weiterbildungs- und betriebli­ches Berufsbildungspersonal

Kooperationsbetriebe: Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im gesamten Bundesgebiet

Projektverbundpartner: überregionaler Projektverbund bestehend aus: Universität Erfurt, Leuphana Universität Lüneburg, GILDE GmbH – Gewerbe- und Innovations-Zentrum Lippe-Detmold, SLN -Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit Sinsheim, VHS-Bildungswerk GmbH Gotha, ibbf -Institut für betriebliche Bildungsforschung e.V. Berlin

Förderung: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

Im April 2022 startete die erste Qualifizierungsreihe im Rahmen von TraNaxis für betriebliche Ausbilder/-innen im Hause der IHK Rhein-Neckar. Die zehn teilnehmenden Ausbilder/-innen in der Region erhielten nach erfolgreichem Absolvieren der Workshopreihe und entsprechender Prüfung das Zertifikat "Nachhaltigkeitsbeauftragte(r) für die Ausbildung (IHK)".  

Das Projektteam steht mit weiteren Kammern in Verbindung, um auch dort entsprechende Zertifikate umsetzen zu können.

Informationskarte für Interessierte

Generelle Informationen zum Projekt erhalten Sie bei den beteiligten Universitäten. Informationen zu den einzelnen Qualifizierungsangeboten für das betriebliche Berufsbildungspersonal erhalten Sie bei den jeweiligen regionalen Verbundpartnern.