Über 75 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen haben keinen Berufsabschluss
10.04.2025
Trotz eines allgemeinen Rückgangs der Jugendarbeitslosigkeit seit 2010 ist der Anteil arbeitsloser Jugendlicher ohne abgeschlossene Ausbildung gestiegen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in Ostdeutschland – seit der Corona-Pandemie jedoch zunehmend auch im Westen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Im Dezember 2024 waren in Westdeutschland 193.600 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos gemeldet. Die Jugendarbeitslosenquote lag bei 4,8 Prozent. 76 Prozent dieser jungen Arbeitslosen hatten keinen Berufsabschluss. In Ostdeutschland waren zuletzt 59.300 Jugendliche ohne Beschäftigung, was einer Arbeitslosenquote von 7,6 Prozent entspricht. Auch hier ist der Anteil der Jugendlichen ohne Berufsausbildung mit 80 Prozent besonders hoch.
Zwischen 2010 und 2024 ging die Jugendarbeitslosenquote in Ostdeutschland um 1,7 Prozentpunkte zurück. Dennoch zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Während 2010 noch jede/-r zweite arbeitslose Jugendliche über einen Berufsabschluss verfügte, ist dieser Anteil mittlerweile deutlich gesunken. In Westdeutschland blieb die Jugendarbeitslosenquote im gleichen Zeitraum weitgehend stabil und stieg lediglich um 0,2 Prozentpunkte auf aktuell 4,8 Prozent. Besonders auffällig ist der Anstieg der Arbeitslosenquote unter Jugendlichen ohne abgeschlossene Ausbildung: Sie lag vor der Corona-Krise noch bei 2,6 Prozent und stieg bis 2024 auf 3,6 Prozent. Im Jahr 2010 hatten in Westdeutschland noch 58 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen keinen Berufsabschluss – heute sind es deutlich mehr. „Im internationalen Vergleich fällt die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland zwar relativ niedrig aus. Jugendliche ohne beruflichen Abschluss haben es aber schwer, Arbeit zu finden“, so IAB-Forscher Holger Seibert.
Ein zentraler Faktor für das Ausmaß der Jugendarbeitslosigkeit ist die Situation auf den regionalen Ausbildungsmärkten. Wer eine Ausbildung beginnt, ist während dieser Zeit nicht arbeitslos – und verbessert mit einem Abschluss seine späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich. In diesem Zusammenhang zeigen sich erhebliche regionale Unterschiede: So ist das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in Ostdeutschland im Verhältnis zur Zahl der Schulabgänger/-innen seit den frühen 2010er Jahren deutlich zurückgegangen. Während 2012 noch 80 Ausbildungsplätze auf 100 Schulabgänger/-innen kamen, waren es 2023 nur noch 63.
In Westdeutschland hingegen entwickelte sich das Verhältnis in entgegengesetzter Richtung: Seit 2014 stieg das Angebot von 61 auf 75 Lehrstellen je 100 Schulabgänger/-innen im Jahr 2023. Auch innerhalb Deutschlands gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Agenturbezirken. Neben Ostdeutschland zählen etwa das Ruhrgebiet und Südhessen zu den Regionen mit einem vergleichsweise geringen Lehrstellenangebot.
Zudem zeigt sich: In Regionen, in denen mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, liegt die Jugendarbeitslosigkeit tendenziell höher. „Die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit muss bereits Aufgabe des allgemeinbildenden Schulsystems sein und nicht allein die der Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteure“, betont Seibert.
Die Studie stützt sich auf Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesinstituts für Berufsbildung sowie der Statistischen Ämter von Bund und Ländern. Die Jugendarbeitslosenquote bezieht sich auf die Zahl der zivilen Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 24 Jahren.
(Quelle: Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 09.04.2025)
Weitere Informationen
Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-05.pdf

